Die Ausbreitung der Völker und der Tiere nach der Flut

Interessante Fragen rund um Flut und Arche, Teil 1

26.7.2018

Immer wieder erreichen mich Fragen zu Themen rund um die Arche Noah und die Sintflut – von Interessierten, aber auch von absoluten Skeptikern. Vielen Fragestellern antworte ich per Post, per Mail oder auf Facebook direkt, manche Antworten könnten darüber hinaus für weitere Leser von Interesse sein, daher in diesem Artikel zwei wichtige Themen.

1. Die Ausbreitung der Völker

Bis in die gegenwärtige Zeit hinein sind im Anhang mancher Bibeln Karten zu finden, in denen Landschaftsnamen eingetragen sind, die zurückzuführen sind auf die Nachkommen Noahs in der Völkertafel der Genesis. Dies mutet in Anbetracht der heute allgemein üblichen Skepsis an der historischen Zuverlässigkeit der Bibel einigermaßen befremdlich an.

Bei der Völkertafel (1. Mose 10) handelt es sich um ein einzigartiges antikes Dokument, nirgends ist Vergleichbares zu finden. Da heute die Mehrheit der Theologen und anderer Wissenschaftler ablehnt, dass Mose selber die nach ihm benannten Bücher verfasst hat, werden vor allem die ersten 11 Kapitel der Genesis kaum noch ernst genommen.

Und doch sprechen gute Argumente dafür, dass nur Mose als Augenzeuge dazu in der Lage war, die Mosebücher niederzuschreiben (bzw. niederschreiben zu lassen). Die Ereignisse, die in der Genesis überliefert sind, hat Mose möglicherweise von seinen Vorfahren in bereits schriftlicher Form übernommen!

Spätere antike Historiker haben dann die wohl 4000 Jahre alten Informationen der biblischen Völkertafel aufgegriffen und aktualisiert. So erläutert der Geschichtsschreiber Flavius Josephus im 6. Kapitel des 1. Buches seiner »Jüdischen Altertümer« ausführlich, »wie die einzelnen Völker von ihren Gründern Namen erhielten«. Über diese Brücke zur Gegenwart haben die biblischen Namen im Laufe der Jahrhunderte der Kirchengeschichte natürlich auch Einzug in erklärende Karten erhalten.

Mit dem Aufkommen der Archäologie im 19. Jahrhundert und weitgehend parallel dazu der historisch-kritischen Bibelauslegung verloren die aus der Bibel übernommenen geografischen Bezeichnungen an Bedeutung. Heutzutage forschen kaum noch Wissenschaftler daran, wie Archäologie und biblische Urgeschichte in Einklang gebracht werden können.

Empfehlenswerte Literatur ist aber beispielsweise:

»After the Flood« von Bill Cooper: Der Autor setzt sich ausführlich mit der Völkertafel und den antiken Autoren auseinander und führt sogar die Ursprünge einiger europäischer Herrscherlinien auf Noahs Nachkommen zurück.

»Volk ohne Ahnen?« von Peter van der Veen und Uwe Zerbst: Hier werden Parallelen gezogen von den Überlieferungen Abrahams und seiner Nachkommen zur Archäologie in Mesopotamien, im Heiligen Land und in Ägypten – es lassen sich viele Übereinstimmungen finden, die uns sehr starke Argumente für die Historizität der Genesis an die Hand geben.

2. Die Ausbreitung der Tiere

Oft wird gefragt, wie die Tiere aus der Arche in alle Ecken und Enden der Erde gekommen sind. Kurz gesagt: Es dürfte bis einige Zeit nach der Flut noch Landbrücken zwischen den Kontinenten gegeben haben.

Meine Sicht auf die Sintflut setzt eine kurze Erdgeschichte voraus und dass daher die Sintflut auch erdgeschichtlich mit geologischen Entwicklungen in Einklang zu bringen ist. Wie das genau gelingen kann, wird im Buch »Sintflut und Geologie« von Manfred Stephan diskutiert.

Leider gibt es keine einfache Lösung und noch viele offene Fragen.

Es ist davon auszugehen, dass größere geologische Ereignisse bald nach der Flut zur Ruhe gekommen sind. Evtl. wurden schon in dieser frühen Zeit direkt nach der Flut Nachkommen der einzelnen Tierarten (»Grundtypen«) geografisch voneinander getrennt und haben sich dann durch Mikroevolution zu einzelnen Spezies entwickelt. Immer wieder wird auch heute noch beobachtet, dass nach Katastrophen sich die Natur relativ schnell Gebiete zurückerobert und dass Tiere sich auch über weite Entfernungen wieder ansiedeln können.

Timo Roller

 

 

[ Übersicht: Aktuelles ]