Absage der Osttürkei-Studienreise 2015!

Politische Situation bleibt instabil

23.1.2015

Leider müssen wir die im Mai 2015 geplante Studienreise in die Osttürkei auf den Spuren von Noah und Abraham absagen. Nach Rücksprache mit dem Reiseveranstalter Tour mit Schanz haben wir gemeinsam beschlossen, dass wir aufgrund der Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts in diesem Jahr keine Reisegruppe in den Südosten der Türkei führen wollen. Die Reiseroute liegt fast komplett in den Provinzen, in denen »ein erhöhtes Risiko für Reisende besteht«. Die Interessenten der Reise hatten sich daher bisher auch noch nicht verbindlich angemeldet und wir möchten fairerweise frühzeitig absagen, damit sich diese ein anderes Reiseziel suchen können.

Gerade die aus meiner Sicht wichtigste Gegend um den Berg Cudi ist besonders unruhig: In der Stadt Cizre, wo sich z.B. das »Grab Noahs« befindet, sind in den vergangenen zwei Monaten bei Ausschreitungen neun Menschen ums Leben gekommen. Verfeindete Gruppen – PKK-Anhänger und Sympathisanten des »Islamischen Staates« – bekämpfen sich und die Sicherheitskräfte des Staates sind nur bedingt gewillt und in der Lage, die Situation zu stabilisieren. Ganze Stadtviertel (eines davon heißt »Cudi«) befinden sich in der Hand von Kurden, die dort eine »Autonomie« ausgerufen haben. Durch Gräben sind die Zufahrtsstraßen zerstört, damit die Polizei mit ihren gepanzerten Wagen nicht in die Viertel hineinkommt. Wiederholt gab es Schießereien und Auseinandersetzungen mit Molotow-Cocktails. Zudem wurde Sicherheitskräften vorgeworfen, auf Unschuldige geschossen zu haben. Es starben auch Kinder.

Aus »Rache für die Massaker in Cizre« haben PKK-Anhänger am 18.1.2015 in Istanbul einen terroristischen Anschlag verübt.

Die Situation im unmittelbaren Grenzgebiet zu Syrien und zum Irak ist also prekär. Dies betrifft nicht nur die Provinz Sirnak; leider sind auch die anderen Reiseziele (mit Ausnahme der Ararat-Gegend) nicht ohne Risiko: So befinden sich Nusaybin (Nisibis) und Harran fast direkt an der syrischen Grenze. Gegenüber kämpfen immer noch kurdische Kämpfer gegen den »Islamischen Staat«. Die umkämpfte Stadt Kobane liegt wenige Kilometer von Harran entfernt. Es wird behauptet, dass IS-Kämpfer auf türkischem Gebiet Unterschlupf und medizinische Hilfe finden.

Aus Verantwortung gegenüber den Reiseteilnehmern, aber auch mit persönlichem Bedauern müssen wir diese außergewöhnliche und interessante Reise also ausfallen lassen. Es ist geplant, für 2016 einen neuen Termin mit identischem Reiseprogramm zu planen. Hoffentlich bessert sich die Situation, momentan ist dies aber nicht abzusehen. Abhängig vom politischen Klima in der gesamten Türkei kann sich die Lage auch noch verschlimmern.

Bitte melden Sie sich bei mir, wenn wir Sie auf unsere Interessentenliste für 2016 setzen sollen.

Timo Roller

 

 

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