Gottes Bogen am Himmel

Einige Gedanken zu den »sintflutartigen« Schlagzeilen der letzten Wochen

von Timo Roller

23.7.2021

Ein Bild voller Symbole: Regenbogen, Burg, Fels – aufgenommen im Mai in der Pfalz.

»Szenen der Sintflut«, »sintflutartige Regenfälle« oder »Als die Sintflut über Schuld hereinbrach« – die Unwetterkatastrophen der letzten Tagen brachten einen bekannten Begriff aus der Bibel in die Schlagzeilen. Er erinnert uns an eine der elementaren Erzählungen des Alten Testaments: die Sintflutgeschichte.

Aus den entsprechenden Kapiteln der Bibel ist uns auch der Regenbogen bekannt. Auch er schaffte es in die Schlagzeilen, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang, während der Europameisterschaft: als Symbol der LGBT-Bewegung, als Zeichen der Vielfalt und der Toleranz. – Gegenüber wem ist man tolerant, gegenüber wem eher nicht? Und was darf die Toleranz kosten? Darüber könnte man viel diskutieren! Aber was ist eigentlich die ursprüngliche Bedeutung des Regenbogens?

Es hat immer wieder schlimme Überschwemmungen gegeben, in letzter Zeit und auch schon früher – wir erinnern uns zum Beispiel an 2002. Doch auch 1342 und 1784 waren Jahre extremer Hochwasser in Deutschland. Oder 1990 und 1993 in meiner Heimatstadt Wildberg. Der Vergleich mit der Sintflut kommt immer wieder. Ein Buch über Hochwasser, das bei mir im Regal steht, heißt gar: »Am Anfang war die Sintflut«.

Man kann nun darüber nachdenken, ob der Klimawandel an den verheerenden Schäden schuld ist oder aber die teils starken Eingriffe in die Natur (Flußbegradigungen) und die durchaus »optimistische« Bebauung mancher Gebiete, die offenkundig vom Hochwasser bedroht sind – oder ob man einfach mit Ereignissen rechnen muss, die alles bisher Dagewesene übertreffen. Geologische Spuren zeigen, dass in der Erdgeschichte noch viel massivere Katastrophen stattgefunden haben. Aber die größte (Wasser-)Katastrophe war laut der Bibel die Sintflut: weltweit, alles überflutend. Nur eine von Gott in Auftrag gegebene Arche konnte dafür sorgen, dass nicht alle Landtiere und Menschen starben.

Einer meiner Lieblingsverse aus der Bibel ist – als Arche-Noah-Forscher logischerweise – 1. Mose 8,4: »Am siebzehnten Tag des siebenten Monats setzte die Arche auf dem Gebirge Ararat auf.«

Dieses Aufsetzen heißt auf Hebräisch »wa-ta-na«, es kann mit »und ruhte« übersetzt werden, die Arche landete auf ihrem Ruheplatz, das Rettungsboot kam zur Ruhe. In diesem »wa-ta-na« findet sich der Name »Noah« wieder, der »Ruheplatz« oder »Tröster« bedeutet (im Hebräischen besteht der Name nur aus zwei Buchstaben). Noahs Bestimmung erfüllt sich in diesem Vers.

Das Objekt meiner Forschungen: Die Bergkette Cudi Dagh mit dem »Ruheplatz« der Arche Noah.

Bald darauf verheißt Gott, dass so eine weltweite Flut nie wieder kommen wird und vergräbt quasi das Kriegsbeil gegen die Menschheit. Dieses Bild vom Kriegsbeil ist uns aus den Indianerfilmen besser geläufiger als dieses ganz ähnliche Bild in der Bibel: Gott hängt seinen Kriegsbogen in die Wolken, er schließt Frieden mit den Menschen. »Keschet« heißt auf Hebräisch beides: Kriegsbogen und Regenbogen. (Und so nennt sich übrigens eine jüdische Queer-Community, siehe wieder die »neue« Bedeutung des Regenbogens …).

Das Ende der Sintflut besteht aus Ruhe und Frieden.

Und der ewigen Verheißung: »Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.« (1. Mose 8,21–22)

Doch bald nach der Flut kehrt die Sünde wieder, viele Menschen wenden sich ab von Gott. Aber Gott ist weiterhin treu in seiner Liebe, er erwählt sein Volk Israel, schickt schließlich seinen Sohn Jesus – immer wieder ein neuer Bund des Friedens und der Versöhnung! Es gibt zwar auch immer wieder Leid und Katastrophen, aber niemals mehr in diesem globalen, vollständigen Ausmaß wie bei der Sintflut.

Und heute? Wir haben uns in vielen Dingen von Gott abgewandt. Gottes Wort ist für viele Menschen nicht mehr der entscheidende Maßstab. Den drohenden (oder angedrohten?) Weltuntergang wollen wir durch regenerative Energien und CO-2-Einsparung selber abwenden. Gott brauchen wir nicht, an seine Verheißung denken wir nicht mehr. Der Weltuntergang wird erst dann kommen, wenn Gott es zulässt!

Das Ganze erinnert an eine andere Geschichte in der Genesis: Bald nach der Sintflut-Katastrophe wurden die Menschen übermütig, selbstherrlich, größenwahnsinnig: »dass wir uns einen Namen machen«. Sie wollten einen Turm bauen.

Leben wir nicht schon wieder oder immer noch in dieser Turmbau-Welt? – Alles ist uns möglich. Selbst die Sprachenverwirrung haben wir durch Google Translator und DeepL fast überwunden. Wir bauen alles größer und besser und schneller. Wir heilen Krankheiten, bekämpfen Krebs, entwickeln Impfstoffe. Und haben doch so wenig im Griff, wie doch diese Unwetter und auch die Pandemie gezeigt haben.

Wir können und sollten uns von der Abhängigkeit von Gott nicht lösen!

Ich bin froh über die vielen Errungenschaften unserer Zeit, nicht zuletzt bin ich dankbar für die Segnungen der Medizin. Und meine Arbeit im Medienbereich ist nur durch moderne Technologie möglich. Es war auch der Auftrag von Gott an uns Menschen, uns die Erde »untertan« zu machen, eigentlich in einem positiven, bewahrenden Sinn. Aber wenn wir Gott ausklammern und seinen Platz einnehmen, leidet auch die Schöpfung!

Ich bin auch froh, dass Gott da ist! Dass ich nicht ohne ihn durch die Zeit meiner Erkrankung und Behandlung, durch die Corona-Krise und durch mein ganzes Leben musste. Und dass ich eine Adresse für meine Dankbarkeit habe. Und für meine Hoffnung – daran muss ich noch arbeiten, vor allem an der Hoffnungsperspektive über dieses Leben hinaus.

Auch wenn ich wieder gesund bin, auch wenn wir bei denen sind, die vom Unwetter verschont wurden und auch wenn die Pandemie hoffentlich bald überstanden ist: Diese Welt bleibt eine Welt der Krisen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten in einer guten Zeit gelebt, aber keiner kann uns garantieren, dass es so bleibt. In Zeiten der Kriege, der Hungersnöte und der Pest, die sich immer wieder in kurzen Abständen abwechselten, sind die Leute sicherlich demütiger und von Gott abhängiger geblieben, als wir es heute sind. Manche Kirchenlieder zeugen davon.

Doch auch die Gegenwart erinnert uns daran: Katastrophen gab und gibt es immer wieder. Weniger heftig zwar als damals, bei der Sintflut, aber wir sind nicht davor gefeit. Aber Gott schenkt seinen Frieden, davon zeugt immer wieder der Regenbogen.

In Epheser 2,14 heißt es : »Christus ist unser Friede.« Auch daran erinnert der Regenbogen, Gott meint es gut mit uns, selbst in Zeiten der Not.

Jesus ist auch unsere Arche, er errettet uns durch Krisen hindurch. Das hat nicht nur die Dimension des Lebens hier auf der Erde. Denn alles Lebende ist vergänglich und endet irgendwann, diese Konsequenz aus dem Sündenfall hat Gott nicht rückgängig gemacht. Aber unsere Arche Jesus rettet uns hindurch, durch Leid, Schmerz, Elend, Krankheit, Alter, Sterben und Tod, hindurch in die Ewigkeit. Mir fällt es oft schwer, darauf zu vertrauen: Ich bin froh, am Leben zu sein, auch wenn die Welt hier voller Unzulänglichkeiten, Not und Katastrophen ist. Aber im Moment kenne ich keine bessere, aber in der Ewigkeit wird es sie geben.

»Als die Sintflut über Schuld hereinbrach« – was nun an der Ahr wortwörtlich passiert ist, ein Ort, der massiv vom Hochwassers betroffen war, ist »Schuld« – eine überraschende Metapher: Die Flut hat die Schuld, die Sünde der Menschen, weggespült. Gott hat die Zerstörung zugelassen, quasi Krieg gegen die Menschheit geführt. Danach hat er über den Geretteten seinen Kriegsbogen an den Himmel gehängt – als sichtbares Zeichen des Friedens. Und versprochen: So wird es nie wieder werden.

Auch wenn ich nicht denke, dass alle Fluten und Seuchen direkt Strafgerichte sind, die Gott schickt – diese Ereignisse sind doch immer wieder Rufe zur Umkehr: Blicke auf Gott, häng Dich an ihn, steig in die Arche, vertrau Jesus Dein Leben an! Ohne ihn gibt es auf Dauer keine Hoffnung. Dieses Leben kann zuende gehen, Schmerz und Krankheit bedrohen uns umso stärker, je älter wir werden.

Blicke auf den Bogen am Himmel!

Ob nach der globalen Pandemie, den regionalen Flutkatastophen, dem persönlichen Schicksalsschlag: Irgendwann taucht in den allermeisten Fällen ein Ruheort auf. Und der Bogen – nicht des Krieges, sondern des Friedens – ist in all seiner Pracht als Zeichen der Verheißung zu erkennen. Ich selbst habe ihn in den vergangenen Monaten in entscheidenden Momenten gesehen.

»Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.« (Jesaja 54,9+10)

Die Zeit Noahs war eine besondere Zeit in der Menschheitsgeschichte – und wir können noch heute viel daraus über Gott und seine Gnade für uns Menschen lernen.

Fast zu intensiv für die Handy-Kamera: ein Regenbogen beim Blick aus dem Fenster.

 

 

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